Am Dienstag enthüllte Francesco Benini in der AARGAUER ZEITUNG (und in der Folge in allen CH-MEDIA-Zeitungen), dass das SCHWEIZER FERNSEHEN seine publizistischen Leitlinien überarbeite. Dabei sei im Abschnitt über das Gendern ein Satz weggelassen worden. Nämlich der: «Auf den sozialen Plattformen kann man auch den Genderstern einsetzen, wenn es den Erwartungen der Zielgruppe entspricht.». Benini schreibt weiter, der Genderstern sei bei SRF generell nicht mehr erwünscht. Mitglieder einer Redaktion würden berichten, es sei ihnen nahegelegt worden, beim Gendern zurückhaltend zu sein. SRF wolle den Unterstützerinnen und Unterstützern der Halbierungs-Initiative (der SVP) keine Angriffsfläche bieten.
Benini tat, was journalistischen Gepflogenheiten entspricht, und fragte bei der Medienstelle nach. Dort erhielt er von Mediensprecher Roger Muntwyler die Antwort: «Der erwähnte Aufruf zur Zurückhaltung beim Thema ‹Gendern› ist uns nicht bekannt.» Um anschliessend anzufügen, die Sprachregeln von SRF seien nicht etwa rigoroser als diejenigen in der Schweizer Zeitungslandschaft. Und dass gemäss jüngeren Studien noch immer deutliche Mehrheiten der Bevölkerung das Gendern ablehnten: 82 Prozent der Männer etwa und 65 Prozent der Frauen sagten gemäss einer LeeWas-Studie im Auftrag des TAGES-ANZEIGERS, sie würden selbst nicht gendern. Und eine Sotomo-Umfrage der SRG ergab wenig später, dass die Genderdebatte und das ganze Wokeness-Getue das drittgrösste Ärgernis der Schweizerinnen und Schweizer darstellt.
SRF – wie die anderen Medien auch – täte also gut daran, ihre Position zu dem Thema nicht nur aufgrund der Halbierungsinitiative zu überdenken – das nämlich erweckt den Eindruck, die Zurückhaltung wäre eher temporärer Natur und würde wohl nur so lange andauern, bis die Abstimmung vorbei ist. So weit wollte Benini aber in seinem Artikel gar nicht gehen – er musste ja auch aufpassen, nicht den eigenen Arbeitgeber in die Bedrouille zu schreiben.
Wie sollte man als SRF nun mit einem solchen Beitrag umgehen? – Die Antwort der wohl überwiegenden Mehrheit der Krisenkommunikations-Spezialisten würde lauten: Mit allergrösster Gelassenheit. Denn alles andere würde das Thema nur noch zusätzlich befeuern.
Was tut aber SRF – so zumindest der heutige Folgeartikel von Francesco Benini: Es verlangt eine Richtigstellung. Gemäss Benini habe Lis Borner, Chefredaktorin Audio, verlangt, dass CH MEDIA richtigstelle, «der Genderstern wurde in den Publizistischen Leitlinien von SRF nie empfohlen.» Nur: Das hatte Benini in seinem Artikel auch nie behauptet, wie sich aus seinem Text zweifelsfrei ergibt.
So hält man ein ungewolltes Thema unnötig am Köcheln. So etwas das Ungeschickteste, was man als SRF in dieser Situation tun kann.