Die No-Billag-Initiative bleibt im Gespräch. In der ersten Januar-Woche vor allem deshalb, weil Ende Woche Medien-Zampano Roger Schawinski sein Buch zur Initiative vorstellt – was so oder so viel Medienecho verursacht. Zum einen wohl, weil „Schawi“ immer noch für eine Schlagzeile gut ist (ob nun verdient oder nicht), zum anderen, weil in so einer Neujahrswoche schlicht noch nicht viel los ist.
Wie Schawi selbst einräumt, ist das Buch innerhalb kurzer Zeit entstanden – man merkt es ihm an. Denn obwohl Schawi „Fakten“ verspricht, ist das Werk diesbezüglich bescheiden geblieben – was allerdings nicht allzu sehr verwundert, denn Recherche ist schon seit Jahren Schawinskis Stärke nicht mehr. Beispiele gefällig? Im Kapitel mit der Überschrift „Faktencheck“ geht Schawinski beispielsweise der Frage nach, ob es stimme, dass die SRG auf ständigem Expansionskurs sei. Harte Fakten, beispielsweise über die Anzahl Radio- und TV-Kanäle, über die Anzahl Internet- und Social-Media-Seiten, etc.: Fehlanzeige. Wer also tatsächlich Fakten sucht, ist z.B. bei der Dokumentation des TAGES-ANZEIGERS besser bedient.
Ansonsten wäre das Buch kein Werk Schawinskis, wenn der Autor nicht seiner eigenen Geschiche gehörig viel Platz einräumen würde. So etwa versucht Schawinski über sechs Seiten lang zu rechtfertigen, warum ausgerechnet er, der früher wohl einer der dezidiertesten Kritiker der SRG war (und damit, Ironie des Schicksals, viele Menschen im Land in einer Weise vorgeprägt haben dürfte, dass diese nun Sympathien für die No-Billag-Initiative entwickelt haben), 2011 die Seiten gewechselt und heute als Tagelöhner bei der SRG angeheuert hatte. – Eine Taktik notabene, welche die SRG schon früher angewandt hatte, als sie Ringier-Mann Frank A. Meyer die Talkshow „Vis-à-Vis“ moderieren liess. Das Format mit dem eitlen Meyer, der für seine Fragen mehr Redezeit beanspruchte als seine Gäste für die Antworten, war jahrelang eine Versicherung für die TV-Gewaltigen vor einer allzu garstigen Boulevard-Presse. Wurde der BLICK nämlich mal zu forsch, konnte man Meyer einfach mit der Einstellung seiner Interview-Sendung drohen (die sowieso kaum Publikum fand), und FAM sorgte dann für Ruhe. Ähnlich hatte auch Schawinski von der SRG abgelassen und kaum mehr Kritisches verlauten lassen, seit er in ihrem Solde stand.
Ansonsten bekommen von links bis rechts ziemlich alle ihr Fett weg: Die Politik hat es laut Schwawinski verpasst, rechtzeitig die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass auch in der Schweiz ein duales TV-System (ähnlich dem deutschen mit privaten, werbefinanzierten Programmen und öffentlich-rechtlichen, vor allem mit Gebührengeldern finanzierten Sendern) hätte etabliert werden können. Hätte die SRG heute kein Quasi-Monopol, so die Hauptthese Schawinskis, wäre es zu der Initiative nie gekommen. Das freilich ist genau so eine These wie die Behauptung Schawinskis, andere Modelle als die Gebührenfinanzierung liesse keinen Service Public insbesondere im Bereich der Nachrichtenvermittlung zu. Hier schliessen die Gegner der No-Billag-Initiative aus der schieren Tatsache, dass es nirgends ein solches Modell gibt, dass es auch nicht möglich wäre. – Was letztlich vielleicht als Hin-, aber nicht als Beweis für Behauptung taugen kann.
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