Die Schweizerische Depeschenagentur hat diese Woche einen massiven Abbau bekanntgegeben: 40 von 180 Stellen sollen abgebaut werden, mit anderen Worten: Praktisch jede vierte Stelle. Dies sei die Konsequenz daraus, dass die SDA aufgrund des Preisdrucks und neuer Verträge mit ihren Abnehmern nächstes Jahr mit einem Umsatzrückgang von 9.6 Prozent (auf rund 29 Millionen Franken) konfrontiert sei, so die Agentur. Der Abbau werde dazu führen, dass das Aus- und Inlandressort zusammengelegt würden, aber auch der Umfang der Berichterstattung werde zurückgefahren.
Interessanterweise wurde der Abbau zwar vermeldet, zunächst aber wohl von vielen in ihrer Bedeutung noch gar nicht richtig erfasst. Deshalb ein wenig Hintergrund:
Die Schweizerische Depeschenagentur SDA beliefert die Schweizer Medien mit Nachrichten – und zwar fast alle. Durch den Abbau auf vielen Redaktionen in den letzten Jahren ist ihre Bedeutung noch grösser geworden: Relevante Themen, das von einer Redaktion nicht mehr selbst bearbeitet werden, können oft durch einen Agenturtext ins Blatt gerückt werden. Wenn an einer Medienkonferenz kaum noch Medienschaffende auftauchen – die SDA ist da und berichtet darüber. Und: Die Qualität der SDA bezüglich Faktentreue und Neutralität war seit vielen Jahr nie bestritten, Reklamationen äusserst selten. Problematischer waren die Ansprüche der Redaktionen: Während die kleineren Titel, die ausser im Regionalen kaum eigene Ressourcen für die Berichterstattung haben, von der SDA erwarten, dass sie die „Basisnachrichten“ liefern, mithin also die wichtigsten Geschichten des Tages, haben die grösseren Titel genau das gegenteilige Interesse: Sie decken die „grossen Geschichten“ selbst ab und erwarten von der SDA, dass diese die weniger relevanten Themen abdeckt.
Zur Finanzierung der SDA ist zu beachten, dass sie – trotz einigem Widerstand – vom Bund mit Geldern aus den Empfangsgebühren alimentiert wird. Nicht im grossen Stil zwar, aber immerhin mit 2 Mio Schweizer Franken. Dazu bezahlen ihr natürlich die SRG-Sender aus deren Gebühreneinnahmen ihre Dienste, womit die SDA indirekt ebenfalls wieder von den Empfangsgebühren profitiert. Eigentümer der SDA waren bislang insbesondere die Verlagshäuser der Schweiz, welche aber keinen grossen Druck auf die Gesellschaft ausgeübt hatten, Gewinne zu schreiben und Dividenden auszuzahlen. So soll die SDA denn auch Gewinnreserven von 19 Mio Franken horten. Mit dem Jahr 2018 hat sich allerdings einiges getan: Die SDA und die Fotonachrichten-Agentur Keystone sind fusioniert, der bisherige 50-Prozent-Aktionär der Keystone, die APA (Österreichische Presseagentur), ist mit einer 30-Prozent-Beteiligung zum grössten Aktionär aufgestiegen – und erwartet offenbar eine jährliche Dividendenausschüttung.
Meldungen dazu:
SRF: SDA baut Stellen ab. Nachrichtenmeldung der SRG zum Abbau
Exit SDA. Ausführliche Hintergrundgeschichte aus dem Tages-Anzeiger
NZZ am Sonntag: „Die SDA ist nur ihren Aktionären etwas schuldig“ Das hochgradig kontrovers aufgenommene Interview mit SDA-CEO Markus Schwab.
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