Am Donnerstag dieser Woche ist in den Schweizer Kinos der Film „Die Verlegerin“ (englisch „The Post“) angelaufen. Der Film ist für alle an der Medienwelt Interessierten ein „Must“. In dem rund zwei Stunden langen Epos zeichnet Regisseur Steven Spielberg eine Phase in der amerikanischen Geschichte nach, welche bis heute nachwirkt und eine entscheidende Bedeutung für die Pressefreiheit in der westlichen Welt hat.
Konkret geht es in dem Film um die Veröffentlichung der sogenannten „Pentagon Papers“ im Jahr 1971, also noch vor der Watergate-Affäre. Nixon war Präsident der USA, Robert „Bob“ McNamara Verteidigungsminister. Er liess eine Studie erstellen, die auf rund 7000 Seiten nachzeichnete, wie die USA in den Vietnam-Krieg involviert wurden und die Öffentlichkeit über viele Tatsachen getäuscht und belogen wurde. In diese Machenschaften waren nicht weniger als vier US-Präsidenten verwickelt: Truman, Johnson, Kennedy und eben Nixon. Selbstredend wollte die Administration diesen Bericht geheim halten und liess ihn als „streng geheim“ deklarieren. Nichtsdestotrotz kopierte ein Mitarbeiter aus dem Pentagon den Bericht und spielte ihn – respektive Auszüge daraus zunächst der NEW YORK TIMES zu. Als diese mit einem richterlichen Publikationsverbot belegt wurde, erhielt THE WASHINGTON POST den Bericht ebenfalls.
Dort führte Katherine „Kay“ Graham (im Film gespielt von Maryl Streep) als Verlegerin die Zeitung, nachdem ihr Ehemann Philip Selbstmord begangen hatte. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten stand ein Börsengang des Unternehmens unmittelbar bevor, als der Post-Chefredaktor Benjamin „Ben“ Bradlee (im Film von Tom Hanks gespielt) den Geheimbericht publizieren will. Der Verwaltungsrat rät von einer Publikation genau so ab wie die Rechtsberater: Die ersteren befürchten, dass mit der Publikation und dem unvermeidbaren Bruch mit dem Washingtoner Polit-Establishment der Börsengang nicht funktionieren würde, die Rechtsberater warnen davor, dass Graham und Bradlee im Gefängnis landen könnten. Die Regierung versucht die Publikation ebenso zu verhindern und argumentiert, die Sicherheitsinteressen des Landes würden auf dem Spiel stehen.
Graham entscheidet sich schliesslich dafür, zu publizieren und damit auch persönliche Freunde aus ihrem nächsten Umfeld (wozu beispielsweise Robert McNamara gehört) vor den Kopf zu stossen. Der Fall kommt vor den Supreme Court, wo die obersten Richter des Landes schliesslich mit 6:3 Stimmen für die Pressefreiheit votieren und gegen die Staatsräson. Der Film schliesst mit dem legendären Zitat aus dem Urteilsspruch: „Die vierte Gewalt hat den Regierten zu dienen und nicht den Regierenden.“
Fazit: Spielberg führt mit „Die Verlegerin“ dramaturgisch gekonnt vor Augen, welche unschätzbaren Wert eine freie Presse für das Funktionieren der Demokratie hat und begrenzt den berechtigten Geheimhaltungsbereich der US-Regierung. Eine Aussage, die gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist, wird die Pressefreiheit doch von verschiedensten Seiten bedroht – und nicht zuletzt von uns allen, die wir eigentlich ein enormer Interesse an einer freien Presse haben müssten und gleichwohl kaum mehr bereit sind, dafür auch entsprechend Geld auszugeben, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, welche für das Überleben einer freien Presse nötig sind. Gleichzeitig zeigt Spielberg mit dem Finger aber auch auf die heutigen Verleger und Verlagsmanager, die häufig genug ihre Produkte nicht mehr als Beitrag zum Funktionieren eines demokratischen Systems verstehen, sondern ausschliesslich als Produkte an einem Markt. Graham wird dafür heroisiert, dass sie ein enormes wirtschaftliches Risiko eingegangen ist und die publizistische Qualität der Post über kurzfristige betriebswirtschaftliche Überlegungen gestellt hatte. Schliesslich kritisiert Spielberg aber auch die Medienschaffenden, wenn er aufzeigt, wie auch Post-Chefredaktor Ben Bradlee sich gerne im Kreise der Reichen und Mächtigen sonnte, bevor er realisierte, dass es nicht Aufgabe der Medienschaffenden sein kann, mit den Regierenden an denselben Partys zu verkehren und sich zu amüsieren, statt ein kritisches Auge auf sie zu werfen.
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