Die Woche stand ganz im Zeichen des Word Economic Forum in Davos. Und mehr noch: des Besuchs von US-Präsident Donald Trump. Nun kann man nicht wirklich behaupten, Trump sei der Liebling der Medienschaffenden – nicht in der Schweiz, nicht international.
Umso erstaunlicher, zu welchen Inszenierungen sich die Medien hinreissen liessen. Das Schweizer Fernsehen SRF übertrug die Landung der AirForceOne im Livestream, und als Trump Tagesschau Reporter Marcel Anderwert auf seine Frage, was seine Botschaft an Davos sei , nichtssagend entgegnet: „Peace and Prosperity“ schaffte es dieses Quote doch tatsächlich in das Sommaire (die Inhaltsübersicht) ganz am Anfang der TAGESSCHAU.
Wie bitte? Der Reporter als Fanboy, und eine ganze Redaktion, die das wilde Tun mitmacht. Auch Peter Düggeli als zugeschalteter Korrespondent trägt nicht viel Erhellendes bei, wenn er ausführt, die vielen Minister, welche aus den US angereist seien, wollten der Welt „die USA erklären“, und da gebe es nach dem ersten Jahr der Trump-Präsidentschaft viel zu erklären.
Wirklich?
Dabei muss man sagen, dass sich SRF dieser Jahr in erfreulicher Zurückhaltung übte. Nachdem die letzten Jahre mit einem imensen Aufwand und praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Aushängeschilder wie Reto Lipp, Susann Wille und (früher noch) Stephan Klapproth einen Interviewmarathon mit den CEOs dieser Welt aufs Parkett legen durften und sich damit zum Sprachrohr einer durchaus kontroversen Veranstaltung machten, fiel die Berichterstattung heuer insgesamt nüchterner aus. Positiv hervorzuheben ist beispielsweise der CLUB unter der Leitung von Barbara Lüthi, in welchem in angenehmer Atmosphäre durchaus kontrovers über den Wert der Veranstaltung diskutiert wurde.
Aber auch vor den Printtiteln machte die Trump-o-manie nicht halt. Die Chefredaktoren auch grosser Titel waren sich nicht zu blöd, sich eine Ausgabe ihrer Zeitung von Trump signieren zu lassen (Blick-Chefredaktor Patrick Dorer) oder das ganze zu filmen und dann als Tweet zu verbreiten (AZ-Chefredaktor Patrik Müller).
Einmarsch Donald Trump: Beantwortet Schweizer Frage und gibt Kollege @ChristianDorer Autogramm pic.twitter.com/OOpfxhtLu6
— Patrik Müller (@patrik_mueller) 26. Januar 2018
Kritische Distanz? Sachliche Zurückhaltung? Fehlanzeige. Die internationalen Medienschaffenden, insbesondere das Presscorps des White House (so nennt man die Medienschaffenden mit einer Akkreditierung beim Weissen Haus, die also regelmässig über die Geschäfte des Präsidenten berichten), dürfte sich die Augen gerieben haben ob dem Treiben der Schweizer Medienschaffenden, das man vielleicht noch hätte verstehen können, wären die Protagonisten blutige Anfänger im Range eines Volontärs gewesen. Aber Chefredakteure?
Peinlich. Und keiner sagt es ihnen. Im Gegenteil: Die Boulevard-Kollegen klatschen Dorer via Twitter Beifall. Eine Branche am Verblöden?
Neueste Kommentare