Es gibt dieses Tage, an denen ich mich für meinen früheren Berufsstand, den Journalismus, schäme. Die Sonntage sind häufig besonders schlimm. Etwa, wenn (schon) wieder ein TX-Group Journalist den SBB vorwirft, sie würden zum Unglück im Gotthard-Basistunnel zu wenig informieren.
Konkret geht es darum, dass die SBB nicht sagen, wem der Güterwagen gehört, der im GBT entgleist ist. Nun, die sagen das mit einem guten Grund nicht. Weil sie nämlich wissen, dass damit sogleich ein Kesseltreiben einsetzen würde mit möglicherweise fatalen Folgen für das Unternehmen.
Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem man noch kaum etwas weiss und sich primär einfach einmal viele Fragen stellen: Wurde der Wagen mit dem gebrochenen Rad korrekt revidiert und gewartet? Falls ja: Wurden diese Prozesse korrekt durchgeführt oder etwas übersehen? Warum ist das Rad gebrochen? Materialermüdung? Falls ja: Hätte man das voraussehen können oder müssen? Und wer? Materialfehler? Falls letzteres: Hätte man das erkennen können oder müssen? Und falls ja: Wer? Was, wenn das Rad gebrochen ist, weil es über ein Hindernis rollte – z.B., weil von einem vorderen Wagen etwas abgefallen war ?
Fragen über Fragen, die seriös abzuklären sind, bevor Verantwortungen zugewiesen werden können und sollen.
Mir erscheint dieser Gedankengang nicht so komplex, als dass man ihn nicht auch als Journi begreifen könnte. Aber offenbar irre ich mich da.