Die Gerüchte kursierten schon eine Weile, heute wurde es nun offiziell: Die Tamedia AG kauft die BASLER ZEITUNG, welche bisher über die Zeitungshaus AG von Christoph Blocher kontrolliert wurde – mit Minderheitsanteilen von CEO Rolf Bollmann und Chefredaktor Markus Somm. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt.
Im Gegenzug kauft Blocher von der Tamedia das TAGBLATT DER STADT ZÜRICH und weitere Gratisanzeiger, welche in der Swissregio Media AG zusammengefasst werden. Als Begründung gab Blocher im Rahmen einer Medienkonferenz bekannt, die BaZ könne mittelfristig ohne Kooperation nicht alleine überleben, und Verhandlungen mit möglichen Kooperationspartnern seien gescheitert. Deshalb habe man einen Verkauf an die Tamedia beschlossen.
Die BaZ war erst 2010 über Tito Tettamanti und Medienanwalt Martin Wagner der früheren Verlegerfamilie Hagemann abgekauft worden. Vermutung, hinter dem Deal stecke Christoph Blocher, wurden zwar bald laut, bestätigten sich aber erst 2013. Die letzte Eigentümerschaft hielt die Zeitung seit 2014.
In den letzten Tagen war eine heftige Kontroverse um die BaZ entbrannt, im Zusammenhang mit den jüngsten Zahlen der Leserschaftsforschung. Die BaZ hat unterdessen eine Auflage von rund 46’000 Exemplaren und eine Leserschaft von 99’000 Leserinnen und Lesern. Zum Vergleich: Als Somm im Jahr 2010 Chefredaktor der BaZ wurde, hatte das Blatt noch jeden Tag rund 83’000 Exemplare gedruckt. Die Zahl der LeserInnen pro Ausgabe wird unterdessen mit 99’000 Personen ausgewiesen. Einige Publizisten, allen voran der Watson-Gründer Hansi Voigt, hatten zuletzt moniert, das publizistische Experiment von Blocher sei unter allen Titeln gescheitert, was BaZ-CEO Rolf Bollmann zu einem geharnischten Gegenkommentar – wie von Bollmann gewohnt weit unter der Gürtellinie – veranlasste.
Chefredaktor Somm werde nach der Übernahme noch ein halbes Jahr Chefredaktor bleiben, hiess es an der Medienkonferenz in Basel. Danach gehe er in ein Sabbatical und werde anschliessend für Tamedia als Autor arbeiten. Das tönt nicht nach Karrieresprung, wie auch TeleBasel-Autor Michael Bornhäusser festhält, – und wurde wohl vor allem so kommuniziert, um Somm nicht völlig zu desavouieren. Aber es dürfte klar sein, dass er als Chefredaktor ausscheidet, sobald Tamedia eine neue Persönlichkeit als CR auf den Schild gehoben hat. Und ob Somm seine Autorentätigkeit bei Tamedia je antreten wird, darf wohl mit Fug und Recht bezweifelt werden. Aber man wird sehen.
Doch was bleibt aus der Ära Somm? Der rechtskonservative Chefredaktor mag in der Kommentierung von nationalen und internationalen Ereignissen Kontrapunkte gesetzt haben, die dem ansonsten eher links bis linksliberalen Medien-Einheitsbrei gut getan haben. Allein: Was die BaZ im Regional- und Lokalteil bietet, ist so reich an Fehlleistungen, dass nicht mehr von einer Bereicherung gesprochen werden kann. Insbesondere das Ansinnen von Somm und seiner Truppe, gegen den Mann zu spielen und dabei in vielen Geschichten jede Verhältnismässigkeit und Ausgewogenheit vermissen zu lassen, hat mehr zur Medienverdrossenheit in der Region beigetragen als dass tatsächliche Missstände zu Tage gefördert worden wären. Das pubertäre Getue der Zeitung hat deshalb vor allem viel Geschirr zerschlagen und damit dem öffentlichen Leben mehr geschadet als genützt. – Was Somm nie verstanden hat: eine kritische Berichterstattung ist durchaus erwünscht, aber dafür sollte man das journalistische 1×1 beherrschen. Diesbezüglich hat die Tamedia einiges nachzubessern.
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